Kinderreich Bauhaus - Eine mobile Kinderausstellung für alle Sinne

Im Jahr 2019 wird das Bauhaus 100 Jahre. Es ist die wichtigste Design und Architekturschule des 20sten Jahrhunderts gewesen. Fragt man jedoch Kinder nach dem Bauhaus, hört man oft: »Ja das kenn ich, da hat Papi seine Säge gekauft.« Um dieser 
Entwicklung entgegenzuwirken, habe ich eine interaktive Ausstellung für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren entwickelt. Hier wird ihnen auf spielerische Weise das Thema vorgestellt und mit interessanten Experimenten die Lehren dieser Schule näher gebracht. Die Kinder werden animiert mit all ihren Sinnen das Thema zu erforschen. Die Ausstellung kommt dabei den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder entgegen. Es gibt keine festen Regeln, wann und wie ein Ausstellungsobjekt zu besuchen oder bedienen ist. Viele Objekte Funktionieren ohne Erklärungen. Einigen Objekten sind kurze Texte beigefügt, die den Kindern Spieltips zur entsprechenden Station mitteilen.

Das »Kinderreich Bauhaus« Museum wird von Schulen gebucht, die dann vom Truck besucht werden, wo die Museumspädagogen einen unvergesslichen, spannenden und erlebnisreichen Tag für die Kinder vor Ort gestalten.

1. Station: Sitzproben

Hier finden die Besucher Sitzmöbel aus vergangenen Jahrhunderten bis in die heutige Zeit. Mich stört in Museen immer am meisten, dass mir erzählt wird wie gemütlich die Stühle sind und im gleichen Atemzug heißt es: »Nicht berühren!« – doch sollte nicht jeder für sich entscheiden, was er selber schön und bequem findet? Die Kinder können hier alle Möbelstücke austesten und dann ihre Favoriten auf einem daneben stehenden Siegerpodest küren.

Neben dem Siegerpodest befindet sich eine Klappbildwand an der die Kinder alle Stühle die sie gerade ausprobiert haben wiederfinden. Die Stühle mit der gleichen Hintergrundfarbe gehören einer Epoche an. Wenn man die einzelnen Tafeln (Originalmaße 20cm x 20cm) umklappt, sieht man das Sitzmöbel in seiner Anwendung in der entsprechenden Zeit aus der es stammt. Zu dem Bild gibt es einen kurzem Informativen Satz der auch die Epoche benennt.


2. Station: Farbwunder

Die Station gliedert sich in drei Anwendungen. Johannes Itten berühmte Farbkreise sind überdimensional auf Drehscheiben angebracht. Wenn einer den Kreis dreht, können so gleichzeitig mehrere das Phänomen der Farbmischung bestaunen und darüber sprechen was sie sehen.

Die gelbe und blaue Tafel sind zwei leicht Transparente Folien wo die Kinder einfach einmal feststellen können, was für einen Einfluß die Farben auf die Farbstimmung der dahinter befindlichen Umgebung haben.

Auf der letzten Tafel sind Farbnamen in einer anderen Farbe 
geschrieben. Die Kinder sollen als erstes die Farbnamen vorlesen und danach die Farben nennen in der die Namen geschrieben wurden. Dabei kommt es zu vielen Versprechern, da unser Gehirn automatisch die entsprechende Farbe zu ihren Farbnamen zusammenfügt.


3. Station: » Klein oder groß?«

Am Bauhaus wurden alle Schriftstücke grundsätzlich nur in Kleinbuch-staben verfasst, da diese Schreibvariante angeblich schneller geht. Hier sollen die Kinder einmal austesten ob es wirklich schneller geht. Dafür stehen zwei Schreibmaschinen bereit wo sie um die Wette tippen können, einer schreibt normal wie er es in der Schule gelernt hat und der andere in dieser »Bauhaus-Schreibweise«.

 

 

4. Station: Spürnasen

Es gibt fünf Kugeln bei denen der Deckel abgehoben werden kann. Nun geht es darum bestimmte Gerüche zu erkennen. Die Substanzen sind alles Gerüche die in der Werkstätten des Bauhauses zu riechen waren, es gibt Leder, Holz, Stroh, Metall und Leim zu erschnüffeln.


5. Station: » Haus am Horn«

Dies war das erste Musterhaus was vom Bauhaus entwickelt und komplett aus den Werkstätten der Schule eingerichtet wurde. Damit sich die Kinder diese Art des Wohnens besser vorstellen können und die Besonderheiten der Bauhausarchitektur kennenlernen, gibt es hier das »Spielhaus am Horn«. Das Haus hat eine Raumhöhe von 1,40 m und ist komplett begehbar und auch original Eingerichtet, eben alles in einer etwas geschrumpften Variante.


6. Station: Bauhausbühne mit Verwandlungstunnel

Das größte für Kinder ist es in andere Rollen zu Schlüpfen. Da das Bauhaus eine eigene Theaterbühne betrieben hat, bot es sich förmlich an das miteinander zu verbinden. Die Kinder haben in einem 3m langen Tunnel die Möglichkeit in die Kostüme der Bauhäusler zu schlüpfen

und anschließend sich auf der Bühne zu präsentieren. Das aufgebaute Bühnenbild stammt aus einer Inszenierung des triadischen Balletts von Oskar Schlemmer.

7. Station: Fühlkästen

An dieser Station müssen sich die Kinder komplett auf ihren Spürsinn verlassen. Die Kästen sind mit verschiedene Grundkörper aus unterschiedlichen Materialien befüllet. 
Jetzt geht es um Teamarbeit, pro Säule gibt es zwei getrennte Kästen und damit zwei Eingriffslöcher. Einer fühlt einen Gegenstand und beschreibt seinen Gegenüber was er fühlt. Sein Partner soll anschließend das entsprechende Objekt in seinen Kasten finden. Wenn er es gefunden hat ziehen beide ihren Gegenstand heraus und vergleichen sie.


8. Station: Lampenladen

Von auІen sieht man nur einen schlichten großen gelben Würfel mit einer Tür. Tritt man nun in diesen Raum ein ist es ersteinmal dunkel. Leicht schimmernd sieht man vier Säulen vor sich, die mit unterschiedlichen Lichtschaltern, die in den 20er Jahren üblich waren, ausgestattet sind. Schaltet man nun einen ein, wird eine bestimmte Gruppe von Lampen sichtbar. Es gibt vier Gruppen: Schreibtisch-, Steh-, Wand- und Deckenlampen. Die unterschiedlichen Kategorien lassen sich nur einzeln betrachten, damit man nicht von der Masse an Sinneseindrücken 
erschlagen wird.


9. Station: Produktfließband

An der vorherigen Station konnten Kinder sehen wie viele unterschiedliche Produkte es zu einem Oberthema gibt. Hier wird den Kindern gezeigt, wie Designer vorrangehen wenn sie ein neues Produkt entwickeln. Auf den Fließbändern sind jeweils die Entwicklungsfolgen eines Produktes gezeigt. Das Besondere beim Bauhaus war, das fast alle Objekte auf den Grundformen beruhen, so wird beispielsweise aus einem Kreis über mehrere Schritte eine Lampe oder eine Teekanne. Die einzelnen Entwicklungsschritte können die Kinder manuell durchleiern und dadurch selber entscheiden welchen Schritt sie sich länger oder kürzer ansehen wollen. Durch das Drehen der Kurbeln wird zusätzlich das Gehirn angesprochen, wodurch die Merkleistung erhöht wird.


10. Station: Bastelbereich

Hier werden die Kinder selber Kreativ. Die Klassen können im Vornherein zwischen sechs Workshops auswählen. Dabei Tanzen sie wie die große Palucca und fangen ihre Bewegungen zeichnerisch ein, sie gestalten Postkarten, entwerfen zusammen einen großen Papier-Wandteppich, basteln Theaterpuppen nach dem Vorbild von Paul Klee, sie töpfern oder sie untersuchen den Freischwinger von Marcel Breuer und stellen selber ein kleines Modell von ihm her.


11. Station: Ruhepol

Wie der Name schon vermuten lässt, geht es hier ruhiger zu. Hier können die Kinder sich vom erforschen ausruhen und einfach einem Hörspiel lauschen, welches die Geschichte des Bauhauses erzählt oder sie lesen eines der zahlreichen Bücher um das Thema weiter zu vertiefen.


12. Station: Puzzlekarussell

An dieser Station können zwei Teams um die Wette puzzeln. Die einzelnen Puzzleteile sind mit Magneten versehen und müssen an die richtige Stelle des schwarz-weiß Bildes angebracht werden. Hierbei müssen die Kinder allerdings aufpassen, da die einzelnen Puzzleteile

in der Reihenfolge angebracht werden müssen, wie der Künstler damals das Gemälde gemalt hat. Das heißt, dass zuerst mit den Fenstern begonnen werden muss und zum Schluß können die Figuren an der richtigen Stelle platziert werden. So lernen die Kinder gleich, das ein Gemälde in bestimmten Schichten gemalt wird, die sie auch einhalten müssen.


Gestaltung der Ausstellung:

Die Ausstellung hat keinen Anfang und kein festgelegtes Ende. Einige Stationen sind zu Inseln zusammengefasst, die einzelnen Gruppen können aber dann Frei angeordnet werden, wie es der Äußere Umstand erlaubt. Kinder bewegen sich Frei in Ausstellungen, sie halten sich an keinen Ablauf, sie erforschen nicht nach und nach jede Station in der Reihenfolge wie sie angeordnet sind, weswegen ich von vornherein kein Leitsystem angedacht habe, sondern dem kindlichen Verhalten 
entgegenkomme. Für jedes Kind stellt eine andere Station den Höhepunkt da, weswegen ich alle Gleichrangig in ihrem Aussehen gestaltet habe.

Farbkonzept

Die Installation besteht hauptsächlich aus den drei Grundfarben: Blau, Rot (als Akzente) und Gelb (als Grundton).

Die Aussenflächen sind in einem sonnigen Gelb gehalten. Diese Farbe strahlt Fröhlichkeit und Leichtigkeit aus. Sie bildet eine gelungene Einheit mit den geschwungenen Formen und zieht sich als optische Verbindung zwischen den einzelnen Objekten durch die Ausstellung. Die Farbe Gelb hat aber auch einen wertvollen psychologischen Faktor. Sie lässt seine Umgebung nicht nur heller, strahlender und sonniger erscheinen. Es führt auch dazu, dass unkonzentrierte, unruhige und zappelige Kinder ruhiger werden. Wie erwiesen wurde, steigert diese Farbe die Konzentrationsfähigkeit und schärft die Sinne, die in dieser Ausstellung alle gebraucht werden. Gelb macht uns Menschenkreativ und wach.


Lernspiel:

Bei den Lernspiel handelt es sich um eine App die jedes Kind, am Ende des Ausstellungstages kostenlos downloaden kann. Das Spiel soll der Erinnerung und zum Vertiefung der in der Ausstellung erlebten Sachen dienen.

Wie auch in der Ausstellung, trifft der Spieler auf verschiedene 
Bauhausmeister und Studenten, mit denen zusammen er einige kleine Aufgaben erfüllen soll. Es gibt vier verschiedene Minispiele, in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen, die in ein »Jump and Run Game« eingebettet sind. So muss der Spieler ein Puzzle lösen, in den Werkstätten wartet ein kleines Quiz, man muss Bauhausprodukte von alten Gegenständen aussortieren und schnell ein Fenster öffnen, was im Bauhaus auf unterschiedliche spannende Methoden funktioniert.


Masterthesis aus dem Jahr 2012 an der Hochschule Anhalt, Fachbereich Design, Standort Dessau.